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Anja Bunzel, 'Das Paradies und die Peri' von Robert Schumann: Untersuchung zur Rezeptionsgeschichte der 'Peri' in Dublin und Leipzig im Zeitraum von 1843-1854
MA, Freie Universität Berlin, 2012


Volumes, pp.: 2   Wordcount: 25.000 plus appendix
Supervisor(s): Prof. Dr Bodo Bischoff, Prof. Dr Franz Michael Maier

General specialism: Musicology
Historical timeframe: 1843-1854
Key terms, concepts: 19th-century reception studies,comparative analysis of music reviews published in Dublin and Leipzig newspapers; nationalism; socio-political contexts
Key terms, persons: Robert Schumann, Thomas Moore
Key terms, places: Dublin, Leipzig
Key terms, institutions: Antient Concert Rooms, Dublin; Leipzig Gewandhaus
Key terms, genres, instruments: Vocal music, secular oratorio

Abstract:
Robert Schumanns Das Paradies und die Peri, uraufgeführt am 4. Dezember 1843 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung des Komponisten selbst, ist eines der bedeutendsten Werke Schumanns. Allein die Textbearbeitung bzw. –auswahl dauerte mindestens sechs Monate. Auf deutschem Boden wurde das weltliche Oratorium ein großer Erfolg, und bald erklang das Stück auch in anderen europäischen Konzertsälen. Im anglophonen Ausland war Schumann, anders als sein Freund Felix Mendelssohn, hingegen nicht sehr bekannt. Felix Mendelssohn war augenscheinlich auch derjenige, der Schumann bei der Distribution seiner Werke über die deutschen Grenzen hinweg unterstützte und die Peri ins anglophone Ausland katapultierte. Bereits 1844 sandte Mendelssohn dem englischen Verlag Ewer & Co. einen Empfehlungsbrief (zitiert in The Musical Times 1905a: 716), in dem er die Peri als „a very important and noble work full of eminent beauties” und „a worthy musical translation of that great beautiful inspiration of your great poet Moore” lobte. In Hinblick auf diesen Aspekt traf Schumann nicht nur Mendelssohns Geschmack, sondern eroberte auch das Herz und das Interesse irischer Musiker und Journalisten. Schließlich war Thomas Moore gebürtiger Ire und hatte mit seinen Irish Melodies eine nicht zu unterschätzende Portion Nationalstolz unter den Iren geweckt. Im größtenteils von der protestantischen Besetzung geprägten Dublin gründete sich im Jahr 1851 eine Chorgemeinschaft, das Royal Choral Institute, das vordergründig aus katholischen Arbeitern bestand und sich zum Ziel setzte, Musik auch für die finanziell eher schlechter ausgestattete Arbeiterklasse zugänglich zu machen. Auf dem Programm standen neben den Standardwerken der (englischen protestantischen) Chorgeschichte auch Stücke mit Bezug zur irischen Tradition. John William Glover, Dirigent und Gründer des Royal Choral Institutes war ein Liebhaber Thomas Moores Melodies und führte jährlich zu Moores Geburts- und Sterbetag ein kleines Programm zu Ehren des irischen Nationalhelden auf. Anfang des Jahres 1854 kam es schließlich zur ersten Peri-Aufführung auf irisch/ englischem Boden. Es überrascht nicht, dass der Katholik Glover mit seinem Royal Choral Institute eben dieses anspruchsvolle Werk an die Dubliner Öffentlichkeit brachte, da Moore nach wie vor als Nationalheld gefeiert wurde und das Thema des Orientalismus auch Mitte des 19. Jahrhunderts noch aktuell war. Musikalisch stellte die Peri auf Grund ihrer Vielseitigkeit und großen Besetzung der Stimmen sowie des Orchesters eine echte Herausforderung für die Dubliner Musiker dar. Interessant sind die Dubliner Reaktionen auf die Peri, die sich in einigen Punkten von der Rezeption in Leipzig unterschieden. Es scheint, als blickten die publizierten Rezensionen in Dublin und Leipzig auf die Peri aus verschiedenen Perspektiven.
Dieses Phänomen möchte ich in dieser Arbeit etwas näher untersuchen. Wodurch unterscheiden sich die Rezeptionsgeschichten von Aufführungen ein und desselben Werkes in Dublin und Leipzig und worauf könnten eben diese Unterschiede zurückzuführen sein? Eine Vermutung ist, dass die gesellschaftlichen Bedingungen des Aufführungsortes einen großen Anteil daran haben, unter welchem Blickwinkel Rezensionen klassischer Musik veröffentlicht werden. Da die sozio-politischen Umstände in Leipzig sich von denen in Dublin unterschieden, möchte ich die Hypothese aufstellen, dass eben deshalb auch Schumanns Oratorium Das Paradies und die Peri auf verschiedenartige Reaktionen in den beiden betrachteten Orten stieß.

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